#Pattern #Formatives Assessment #Wissensstand der Studierenden aus Sicht der Studierenden

Die Studierenden können im Verlauf der Lehrveranstaltung nur schwierig ihren Wissensstand einschätzen.

Beschreibung: E-Portfolios sind digitale Sammelmappen, die verschiedene Dateiformate bzw. Medienprodukte wie Dokumente (z.B. PDF, HTML), Bilder-, Video- und Audiodateien integrieren. Studierende können darin verschiedene Dokumente sammeln, dokumentieren, beschreiben, analysieren, ihren Arbeits- oder Lernprozess reflektieren und ihre Kompetenzen präsentieren. Weitere Informationen zu E-Portfolios finden Sie hier.

Lehrveranstaltungstyp: kleinere Lehrveranstaltungen (z. B. Seminare)

Studienniveau: fortgeschrittene Semester

Lerninhalt: kompetenzorientiert

Prüfungsleistung: schriftliche Ausarbeitung (z. B. Hausarbeit, Projektbericht, Praktikumsbericht, Forschungsbericht)

Vorteile

(+) Grundsätzlich sind den Studierenden, wenn durch die Lehrperson keine starren Vorgaben gemacht werden, bei E-Portfolios gewisse Freiheiten in der gestalterischen und inhaltlichen Umsetzung gegeben.

(+) Durch die Freischaltung des eigenen E-Portfolios für andere, sind verschiedene (Peer-)Feedback-Szenarien möglich.

(+) E-Portfolios fordern, aber fördern potenziell auch Fähigkeiten der Selbstreflexion und weitere überfachliche Kompetenzen, wie z. B. Fähigkeiten der Präsentation eigener Kompetenzen.

(+) Durch die Dokumentation, Analyse und Reflexion von z. B. eigenen Lernergebnissen wird nachhaltiges Lernen unterstützt.

Nachteile

(-) E-Portfolios fordern von Studierenden ein hohes Maß an Selbstkompetenzen, wie z. B. Selbstreflexionskompetenz. Das kann auch zur eigenen Fehleinschätzung durch Studierende führen.

(-) Bei der Wahl des Einsatzes von E-Portfolios durch Lehrende sollte der vergleichsweise große Aufwand für Studierende, insbesondere wenn in der Lehrveranstaltung eigentlich keine Portfolio-Arbeit vorgesehen ist, berücksichtigt werden.

(-) Grundsätzlich gilt, dass ein E-Portfolio keine situativ einsetzbare Methode ist, sondern nur sinnvoll genutzt werden kann, wenn es Bestandteil des didaktischen Gesamtkonzepts der Lehrveranstaltung ist.

(-) Bei der Durchsicht der Fülle an Material durch Lehrende, kann es zu verzögerten Rückmeldungen zum Arbeitsprozess kommen. Das wiederum erhöht die Notwendigkeit der eigenen Selbstreflexionskompetenzen für den weiteren Fortschritt. Allerdings könnte dieser Problematik durch Peer-Feedback entgegengewirkt werden.

Stolpersteine & Herausforderungen

Der Aufwand, der – je nach Einsatzszenario – mit der permanenten Befüllung, Analyse und Reflexion der eigenen E-Portfolio-Inhalte sowie gegebenenfalls mit der Kommentierung anderer E-Portfolios einhergeht, kann auf Studierende abschreckend wirken. Daher ist es umso wichtiger, dass 1) das E-Portfolio integraler Bestandteil des didaktischen Gesamtkonzeptes der Lehrveranstaltung ist und entweder selbst als Prüfungsmethode fungiert oder gezielt auf die Prüfung hinarbeitet, und 2) durchdacht und klar kommuniziert wird, inwiefern der Aufwand für die Einarbeitung und die kontinuierliche Bearbeitung der E-Portfolios im Rahmen der Lehrveranstaltung ‚gewürdigt‘ wird bzw. welchen Mehrwert er für die Studierenden hat.

Ein zweiter Stolperstein liegt darin, die Selbstreflexion in eine Handlung zu überführen, um 1) im Verlauf der Arbeit an dem E-Portfolio kontinuierlich für den nächsten Schritt zu lernen, und 2) von den Erkenntnissen aus dem E-Portfolio-Prozess auch über die Lehrveranstaltung hinaus profitieren zu können.

Kombinationsmöglichkeiten

Wie bereits angesprochen, lässt sich die Arbeit an E-Portfolios sinnvoll mit Peer-Feedback-Szenarien kombinieren. So ist zum einen gewährleistet, dass Studierende kontinuierlich Feedback auf ihren Arbeitsprozess erhalten, zum anderen können sie auch aus der eigenen Kommentierung anderer Arbeiten hilfreiche Erkenntnisse für ihren eigenen weiteren Prozess ziehen.

Zudem lässt sich die Arbeit an E-Portfolios mit dem Flipped Classroom-Konzept kombinieren. Zum Beispiel könnte hierbei die E-Portfolio-Arbeit (z. B. auch als Auseinandersetzung mit verschiedener Literatur denkbar) in die Selbstlernphase ausgelagert werden, in der Lehrveranstaltung könnten Ergebnisse aufgegriffen und diskutiert werden.

Werkzeuge

LMS-eigenes E-Portfolio-Tool (z. B. bei ILIAS) oder Blog, Wiki, Mahara; wenn in der Lehrveranstaltung kein Portfolio vorgesehen ist, kann die Umsetzung stattdessen durch ein digitales One-Minute-Paper erfolgen

Beschreibung: Live Voting bezeichnet den Einsatz von Abstimmungssystemen, unter anderem auch Audience-Response-Systeme (ARS) genannt, in der Lehre. Dabei stellt die Lehrperson während der Veranstaltung über das System Fragen, die die Studierenden mittels QR-Code oder Kurzlink auf ihrem Endgerät aufrufen und beantworten können (Bring Your Own Device, BYOD). Weitere Informationen zu Live Voting finden Sie hier

Lehrveranstaltungstyp: große Lehrveranstaltungen (z. B. Vorlesungen)

Studienniveau: variabel

Lerninhalt: Faktenwissen, Grundlagenwissen

Prüfungsleistung: Klausur

Vorteile

(+) Für Studierende hat Live Voting unter anderem den Vorteil, kontinuierlich und unmittelbar Feedback auf den eigenen Wissensstand zu erhalten.

(+) Durch die anonyme Beteiligungsmöglichkeit können auch sonst eher zurückhaltende Studierende von diesem Feedback profitieren.

(+) Der eigene Wissensstand kann durch die Ergebnispräsentation im Vergleich zu den Mitstudierenden wahrgenommen werden.

(+) Wenn die Fragen gezielt auf die Prüfungsleistung hinarbeiten, können zudem die Anforderungen und Erwartungen der Lehrperson transparenter werden.

(+) Durch Live Voting kann die Lehrveranstaltung aufgelockert werden; zudem werden Studierende zur aktiven Beteiligung an der Lehrveranstaltung ermuntert.

Nachteile

Für Studierende ergeben sich aus dem Live Voting keine Nachteile.

Stolpersteine & Herausforderungen

Ebenso lassen sich keine Stolpersteine und Herausforderungen für Studierende nennen.

Kombinationsmöglichkeiten

Beim Einsatz von Live Voting kann auf das didaktische Konzept der Peer Instruction von Eric Mazur zurückgegriffen werden. Hierbei setzen sich die Studierenden zuhause mit den theoretischen Inhalten auseinander (lesen z. B. einen vorgegebenen Text), in der Lehrveranstaltung werden dann in verschiedenen Schritten Anwendungsbeispiele diskutiert. Bei 30-70 % richtiger Antworten aus dem Plenum, versuchen die Studierenden jeweils ihren Tischnachbarn bzw. ihre Tischnachbarin von der aus ihrer Sicht richtigen Lösung zu überzeugen.

Gerade auch für die Kombination mit Peer Instruction, aber auch darüber hinaus, bietet es sich an, die Lehrveranstaltung als Flipped Classroom zu konzipieren. Hierbei könnte die Selbstlernphase genutzt werden, um sich z. B. mit theoretischer Literatur auseinanderzusetzen, in der Präsenzphase könnten Fragen zu den Inhalten beantwortet werden, praktische Beispiele diskutiert werden etc.

Werkzeuge

ARSnova/Particify, frag.jetzt, Pingo, Mentimeter, Invote, Feedbackr, Plickers, Clicker

Die hier vorgestellten Tools stellen eine Anregung dar, um den digitalen Arbeitsalltag in Lehre und Studium zu erleichtern. Sie sind frei im Web verfügbar und können (mindestens in einer Basisversion) kostenfrei verwendet werden. Wir weisen darauf hin, dass datenschutzrechtlich eine eigenverantwortliche Prüfung vorzunehmen ist. Im Zweifel fragen Sie bitte beim Datenschutz-Team Ihrer jeweiligen Einrichtung nach.

Beschreibung: Als Online-Quiz bezeichnen wir ein automatisiert ausgewertetes Quiz zur (Selbst-)Überprüfung, das im jeweiligen Lernmanagementsystem angelegt und durchgeführt wird. Anders als bei Tests im Sinne von Assessment, ist die Teilnahme daran freiwillig; im Unterschied zum Live Voting bestimmt der/die jeweilige Studierende selbst über den Zeitpunkt der Bearbeitung und führt das Quiz in der Selbstlernphase durch.

Lehrveranstaltungstyp: große Lehrveranstaltungen (z. B. Vorlesungen)

Studienniveau: variabel

Lerninhalt: Faktenwissen, Grundlagenwissen

Prüfungsleistung: Klausur

Vorteile

(+) Für Studierende bedeutet die Teilnahme an den Online-Quiz, jedenfalls wenn kontinuierlich Quiz für verschiedene Abschnitte der Lehrveranstaltung angeboten werden, auch kontinuierliches Feedback zu ihrem Wissenstand im Verlauf des Semesters.

(+) Ebenso ist im Lernmanagement dafür die individuelle Lernkurve abbildbar.

(+) Wenn die Fragen gezielt auf die Prüfungsleistung hinarbeiten, können zudem die Anforderungen und Erwartungen der Lehrperson transparenter werden.

(+) Die permanente Wiederholung der Fragen kann nachhaltiges Lernen unterstützen.

Nachteile

(-) Durch die automatisierte Auswertung wird das Ergebnis gewöhnlich von der Lehrperson nicht weiter aufgegriffen und eingeordnet. So kann es bei den Studierenden zu einer Fehleinschätzung des eigenen Wissens kommen.

(-) Zudem bieten die Quiz Studierenden die Möglichkeit des ‚Selbstbetrugs‘.

(-) Um die automatisierte Auswertung zu gewährleisten, muss auf geschlossene Aufgabentypen zurückgegriffen werden.

Stolpersteine & Herausforderungen

Ein möglicher Stolperstein liegt darin, die Ergebnisse in eine Handlung zu überführen, um im Verlauf der Lehrveranstaltung einen Lernerfolg erzielen zu können.

Die freiwilligen Quiz zur Selbstüberprüfung erfordern zudem ein hohes Maß an Selbststudienkompetenz.

Kombinationsmöglichkeiten

Statt das Quiz im Verlauf der Lehrveranstaltung kontinuierlich einzusetzen, kann ein Quiz auch als diagnostisches Assessment dienen. Ein solches Quiz kann den Studierenden helfen, ihren eigenen Wissenstand vor Beginn der Lehrveranstaltung einzuschätzen und eventuell kommunizieren zu können.

Ein Quiz könnte auch, statt für sich alleine zu stehen, in ein Web Based Training (WBT) eingebunden werden. So gäbe es die Möglichkeit, 1) das Wissen aus dem WBT direkt zu überprüfen, und 2) je nach Abschneiden beim Quiz individuell im WBT zu springen und so Wissenslücken noch einmal gezielt anzugehen.

Wird die Lehrveranstaltung als Flipped Classroom konzipiert, kann das Quiz in der Selbstlernphase eingesetzt werden, um 1) das Wissen aus der Lehrveranstaltung zu wiederholen, und 2) im Anschluss an die Durchführung des Quiz in der Selbstlernphase, Fragen zu sammeln, die beim Präsenztermin besprochen werden können. Hierfür wäre z. B. ein Forum, Etherpad oder die Aktivität „nachgefragt“ in Moodle nutzbar.

Werkzeuge

LMS-eigenes Tool

Patterns bezeichnet man auch als Entwurfsmuster, welche Lösungen zu einer bestimmten Problemlage liefern. Sie haben einen hohen praktischen Bezug und bieten eine Alternative bspw. zu reinen Methodenblättern.

Die hier aufgeführten Patterns basieren auf der Grundlage des im Oktober 2019 an der TU Darmstadt stattgefundenen Barcamps des Innovationsforums Didaktische Konzeptentwicklung.

Sie haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und sollen vielmehr alle Leser_innen einladen, uns ihr ergänzendes Feedback über die Kommentarfunktion zu geben. Damit möchten wir dazu anregen, sich inhaltlich an der Ausarbeitung der Patterns zu beteiligen.

Die Patterns stehen unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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2 Comments

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