E-Portfolio – digitale Sammelmappen erstellen

Lesezeit: 4 Minuten

Beschreibung

E-Portfolios sind digitale Sammelmappen, die verschiedene Dateiformate bzw. Medienprodukte wie Dokumente (z.B. PDF, HTML), Bilder-, Video- und Audiodateien integrieren. Studierende können darin verschiedene Dokumente sammeln, dokumentieren, beschreiben, analysieren, ihren Arbeits- oder Lernprozess reflektieren und ihre Kompetenzen präsentieren.
Dabei ist es möglich, die Sichtbarkeit des E-Portfolios für andere festzulegen – je nachdem welchen Zweck das E-Portfolio im Rahmen einer Lehrveranstaltung erfüllt (vgl. e-teaching.org 2015).

Einsatzmöglichkeiten

In der Lehre bieten sich verschiedene Einsatzmöglichkeiten für E-Portfolios an, die auch vom verwendeten Tool abhängig sind. E-Portfolios erfordern eine gewisse Einarbeitungszeit und sind nicht dafür geeignet, sie in einer Lehrveranstaltung nur situativ einzusetzen. Sie können nur sinnvoll genutzt werden, wenn sie Bestandteil des didaktischen Gesamtkonzepts der Lehrveranstaltung sind – semesterbegleitend und/oder als Prüfungsmethode. Aus den folgenden drei Hauptbestandteilen kann sich die Arbeit mit E-Portfolios zusammensetzen:

  • Sammlung, Beschreibung und Analyse von verschiedenen Dateien bzw. Dokumenten, z. B. als Praktikums- oder Forschungsdokumentation oder zum Nachweis eigener Kompetenzen
  • Reflexion des Arbeits- oder Lernprozesses, z. B. als Lerntagebuch
  • (Peer-)Feedback von Kommiliton_innen, Tutor_innen oder Lehrenden (vgl. Arnold et al. 2018; e-teaching.org 2015)

Ob sich ein E-Portfolio für die Reflexion des Lernprozesses eignet, hängt davon ab, welches Tool verwendet wird. Für ILIAS-Nutzer_innen könnte sich ein Blog hier unter Umständen besser eignen als ein E-Portfolio. Mahara (z. B. über Moodle) wiederum integriert sowohl E-Portfolio- als auch Blog-Funktionen. Beide Möglichkeiten können entweder semesterbegleitend und/oder als Prüfungsmethode zum Einsatz kommen. Für Letzteres kommt die Nutzung als formative Prüfungsmethode sowie als summative Prüfungsmethode infrage. Ebenfalls ist es denkbar, digitale Sammelmappen für Bewerbungen zu nutzen und so die im Studium erworbenen Kompetenzen zu präsentieren. Hier finden Sie ein Pattern, das den Einsatz von E-Portfolios als mögliche Lösung vorschlägt, wenn Studierende ihren eigenen Wissensstand nicht einschätzen können.

Das große Potenzial von E-Portfolios besteht, laut Arnold et al. (2018), insbesondere in einer Brückenfunktion zwischen Lehr-, Lern- und Beurteilungsprozess, sowie der Nähe zu Arbeits- und Textbearbeitungsprozessen im beruflichen Kontext (z. B. Feedback von anderen, mehrfache Überarbeitung eines Textes). Ob diese Potenziale ausgeschöpft werden können, hängt wiederum vor allem von der tatsächlichen Nutzung des E-Portfolios im jeweiligen didaktischen Szenario ab.

Funktionen

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Funktionen bei den verschiedenen E-Portfolio-Tools. Das Lernmanagementsystem ILIAS verfügt über ein eigenes Tool für die Erstellung von E-Portfolios; in Moodle wird wiederum zumeist auf Mahara zurückgegriffen, das auch Blog-Funktionen integriert. Soll kollaborativ gearbeitet werden oder liegt der Fokus auf der Reflexion des Lernprozesses (z. B. für Lerntagebücher), sollte bei ILIAS eher auf einen Blog zurückgegriffen werden. Ist die Reflexion nur eine kleinere Teilaufgabe im Verlauf der E-Portfolio-Nutzung, gibt es allerdings auch die Möglichkeit, einen Blog in das ILIAS-Portfolio einzubetten.

Anwendungsbeispiele & Erfahrungsberichte

E-Portfolios in Seminaren zur Verbesserung der wissenschaftlichen Schreibkompetenz (JLU)
Einsatz von E-Portfolios in der musikwissenschaftlichen Lehre am Beispiel des Seminars ‚Musikbezogene Berufsfelder‘ (JLU)

Vor- und Nachteile

Folgende Vor- und Nachteile können genannt werden:

(+) webbasiert
(+) Integration verschiedener Medien- und Dateiformate
(+) Export macht weiterführende Nutzung möglich (z. B. für Bewerbungen)
(+) Freiheiten in der Umsetzung für Studierende
(+) gut geeignet für Reflexionsprozesse
(+) Möglichkeit kontinuierlichen Feedbacks
(+) Möglichkeit der Kopplung von Lehr-, Lern- und Beurteilungsprozess
(+) Möglichkeit der Förderung überfachlicher Kompetenzen

(-) Einarbeitung notwendig, Nutzung nicht intuitiv
(-) mit relativ hohem Aufwand verbunden (für Studierende und Lehrende), v.a. wenn es semesterbegleitend erstellt wird
(-) nicht situativ einsetzbar

Tipps & Hinweise zur Nutzung

Wie bereits erwähnt, kann es als ein Vorteil von E-Portfolios gelten, dass Studierenden gewisse Freiheiten in der Umsetzung gegeben sind, die motivationsfördernd wirken können. Daher erscheint es wichtig, dass Lehrende nicht zu starre Vorgaben zu Inhalt, Aufbau und Gestaltung der E-Portfolios machen, aber dennoch genug, damit sich die Studierenden nicht in der Bearbeitung ‘verlieren’.

Wenn die E-Portfolios bewertet werden und in eine Note einfließen, sollten sich die Vorgaben an den Kriterien der Bewertung orientieren und diese für die Studierenden transparent machen. Wird das E-Portfolio zum Beispiel als Lerntagebuch genutzt, sollte darüber hinaus gut durchdacht werden, inwiefern hier eine Bewertung möglich ist und welche Kriterien herangezogen werden können. Andernfalls könnte es passieren, dass sich die Studierenden in ihrer Reflexion nicht frei fühlen und den Fokus darauf legen sich möglichst gut zu präsentieren. Nach gegebener Bewertung sollte mit den Studierenden darüber gesprochen werden, wie das Ergebnis eingeordnet werden kann und wie weiterführend damit umgegangen werden könnte.

Zudem sollte beim Einsatz des E-Portfolios als summative Prüfungsmethode vorher abgeklärt werden, ob diese Möglichkeit im Rahmen der Prüfungsordnung überhaupt gegeben ist.

Fließt ein E-Portfolio wiederum nicht in die Notengebung ein, sollte durchdacht und klar kommuniziert werden, inwiefern der Aufwand für die Einarbeitung und die kontinuierliche Bearbeitung der E-Portfolios im Rahmen der Lehrveranstaltung ‚gewürdigt‘ wird bzw. welchen Mehrwert er für die Studierenden hat.

Da die Arbeit mit E-Portfolios ein hohes Maß an (Selbst-)Reflexionskompetenzen fordert, scheint sie eher für fortgeschrittene Semester geeignet.

Hilfreiche Links

Allgemein
Überblick über E-Portfolios zur Kommunikation und Kooperation
Informationen zu E-Portfolios als Prüfungsform

Mahara
Startseite der Software Mahara
Überblick für die Software Mahara
Anleitung zur Nutzung von Mahara in Moodle

ILIAS-Portfolio

Überblick über das ILIAS-Portfolio
Video zu E-Portfolios und Blogs in ILIAS

Einbezogene Literatur

Arnold, P., Kilian, L., Thillosen, A. & Zimmer, G. (2018): Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien, 5. Aufl., Bielefeld: W. Bertelsmann.
e-teaching.org (2015): E-Portfolio. Online unter: https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/pruefung/pruefungsform/eportfolio/ [letzter Zugriff: 31.01.2020].

Disclaimer

Dieser Text steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0. Davon ausgenommen ist das Artikelbild von freepik.com.

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2 Comments

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