#Pattern #Hybride Lehre #Gleichwertige Betreuung und Einbindung der Studierenden

Bei hybriden Lehr-/Lernsettings ist es eine Herausforderung, alle Studierenden – egal ob in Präsenz oder rein digital teilnehmend – gleichwertig zu betreuen und einzubinden. Diese Problematik trifft auf alle Konzepte hybrider Lehre zu, scheint bei hybriden Lehr-/Lernszenarien, die Studierenden eine Wahl zwischen einer Teilnahme in Präsenz und einer rein digital-asynchronen Teilnahme lassen (s. zum Setting das #Pattern #Hybride Lehre #Studierenden Flexibilität ermöglichen) bzw. HyFlex-Szenarien, jedoch besonders ausgeprägt. Hier passiert es leicht, dass digital Teilnehmende bei der Betreuung unbeabsichtigt in die zweite Reihe rücken und so z. B. lange auf die Klärung von Fragen warten, deren Beantwortung entscheidend für den weiteren Lernprozess sein kann. Durch didaktische Brüche zwischen der Lehre in Präsenz und den Lernmöglichkeiten online oder fehlende Interaktionsmöglichkeiten können digital teilnehmende Studierende zudem das Gefühl haben, nicht gleichwertig eingebunden zu werden.

Anmerkung: Dieses Pattern knüpft direkt an das #Pattern #Hybride Lehre #Studierenden Flexibilität ermöglichen an.

Beschreibung

Damit sich die digital-asynchron teilnehmenden Studierenden gleichwertig betreut und eingebunden fühlen, sollte im Lernmanagementsystem ein didaktisches Gesamtpaket zur Verfügung stehen, das z. B. Interaktionsmöglichkeiten und Aktivitäten zur Vor- und Nachbereitung der Inhalte umfasst. Dabei sollte das Angebot dem in Präsenz möglichst ähnlich sein.

Lehrveranstaltungstyp: hybrides Lehr-/Lernkonzept, ansonsten variabel

Studienniveau: variabel

Lerninhalt: variabel

Prüfungsleistung: variabel

Lösungsdetails

Stellen Sie sich bei der Konzeption des Online-Angebots die Frage, was in der Präsenzveranstaltung geplant ist und wie das – möglichst ähnlich – im Lernmanagementsystem (LMS) umgesetzt werden kann. Wenn hybride Lehre mit einer Wahl zwischen einer Teilnahme in Präsenz und einer rein digital-asynchronen Teilnahme angeboten wird, um Studierenden eine möglichst große Flexibilität zu ermöglichen, sollten die digital teilnehmenden Studierenden die Lehrveranstaltung gänzlich ohne ihre Anwesenheit in Präsenz genauso gut absolvieren können wie die andere Teilnehmenden-Gruppe. Ebenso sollten daher die Studierenden, die in Präsenz teilnehmen, nicht dauerhaft zusätzlich im LMS Arbeitsaufträge erledigen müssen (es sei denn als Angebot auf freiwilliger Basis). Dennoch können auch die Präsenz-Teilnehmenden von den Angeboten, die im LMS zur Verfügung stehen, profitieren (z. B. von den dort hinterlegten Informationen zum Ablauf der Veranstaltung). Zudem ist es denkbar – und kann für das Gefühl einer gleichwertigen Betreuung und Einbindung sogar förderlich sein –, ein paar wenige (terminierte) Arbeitsaufträge explizit für eine gruppenübergreifende Kooperation im LMS zu hinterlegen (z. B. zur Umsetzung in einem Etherpad).

Die Lehrveranstaltung sollte im LMS übersichtlich abgebildet sein und alle Informationen zum Aufbau, Ablauf, den intendierten Lernzielen, der Prüfungsleistung und den Fristen auf einen Blick zur Verfügung stellen. Dafür bietet sich ein kurzer Infoblock an; hier kann zur Übersichtlichkeit auch je nach LMS mit Aufklappmenüs gearbeitet werden. Außerdem sollte erklärt werden, wie mit dem LMS gearbeitet werden kann bzw. wie die Veranstaltung im LMS aufgebaut und gedacht ist, welche Form der Teilnahme erwartet wird etc. Für die rein digital-asynchron teilnehmenden Studierenden ist es außerdem wichtig, dass Möglichkeiten zur Interaktion (z. B. zum Stellen von Fragen und zum Austausch mit den Kommiliton*innen) sichtbar angeboten werden und Sie sich als Lehrperson kurz vorstellen.

Für die Aufbereitung des Lehr-/Lerninhalts bieten sich z. B. Videos an, etwa Screencasts oder die Aufzeichnung des Präsenztermins (zur didaktisch durchdachten Konzeption von Lehr-/Lernvideos s. das #Pattern #Hybride Lehre #Lehr-/Lernvideos lernförderlich gestalten). Diese sollten durch weitere Lehr-/Lernaktivitäten gerahmt werden, wie es auch in Präsenz der Fall ist. Konkret sollte es Möglichkeiten zur Vorbereitung auf die Inhalte (z. B. Leseaufgaben mit anschließenden Denkanstößen zur eigenen Reflexion oder gemeinsamen Auseinandersetzung in einem Forum) und zur Nachbereitung der Inhalte (z. B. Tests zur Selbstüberprüfung, Anwendungsübungen, Transferaufgaben, Diskussionsaufgaben) geben. Zudem können kleinere Gruppenarbeiten innerhalb des LMS – unter den digital-asynchron Teilnehmenden oder auch mal zwischen den beiden Gruppen – angeregt werden. Hierfür stellt das LMS einige Tools zur Verfügung (z. B. Etherpad oder Wiki). Abgebildet werden können diese Lehr-/Lernpakete z. B. als Seiten eines Web Based Trainings, das die Lehrveranstaltung umfasst, oder als einzelne Blöcke.

Zudem sind die Möglichkeiten, Fragen zu stellen, für digital-asynchron Teilnehmende von entscheidender Bedeutung für eine gleichwertige Betreuung. Anders als in Präsenz oder digital-synchron Teilnehmende haben asynchron Teilnehmende nicht die Möglichkeit, zwischendurch Fragen zu stellen, die direkt beantwortet werden und so ihr weiteres Verständnis der Inhalte und unter Umständen auch den weiteren Verlauf der Veranstaltung (mit-)beeinflussen (indem z. B. das Niveau angepasst wird). Auch für die tiefere Verarbeitung der Lehr-/Lerninhalte und das Gefühl des Sozial-Eingebundenseins ist es förderlich, wenn Interaktion ermöglicht wird. Deshalb sollte im Lernmanagementsystem für alle ein moderiertes Forum zum Austausch bzw. für Fragen angeboten werden. Beide Studierenden-Gruppen können von dieser Kommunikationsmöglichkeit profitieren, auch durch die gegenseitige Beantwortung von Fragen. Im Forum ist es besonders für die gleichwertige Betreuung der asynchron teilnehmenden Studierenden wichtig, dass die Lehrperson und/oder Tutor*innen zeitnah auf Fragen reagieren, indem sie sich z. B. wöchentlich feste Termine für die Arbeit im Forum setzen. Ebenso kann es für asynchron Teilnehmende interessant sein, zu erfahren, welche Fragen in der Präsenzsitzung gestellt und wie sie beantwortet wurden. Für das Anlegen einer Liste o. Ä. kann wiederum das Forum genutzt werden (somit wären auch alle Fragen an einem Ort gesammelt), im LMS stehen prinzipiell aber auch andere geeignete Tools, z. B. ein Wiki, zur Verfügung.

Um die digital-asynchron Teilnehmenden zu aktivieren und in einem gewissen Rahmen Interaktion zu ermöglichen, können zusätzlich die Videos selbst (sofern Sie sich für Videos entscheiden) genutzt werden. Handelt es sich bei den Aufzeichnungen um Screencasts oder Ähnliches, können z. B. von vornherein bewusste Pausen für Reflexionsfragen, Aufträge etc. gemacht werden. Bei jeglicher Art von Aufzeichnung ist es außerdem möglich, die Videos als interaktive Videos anzubieten. Es ist schon relativ einfach möglich, in die Videos Wissens- oder Reflexionsfragen einzubinden. Prinzipiell ist es mit manchen Programmen auch möglich, dass die Antworten der Studierenden den weiteren Verlauf des Videos beeinflussen (z. B. indem ein Part wiederholt oder übersprungen wird). Der Aufwand für die Einarbeitung und Umsetzung ist dabei jedoch eher hoch einzuschätzen.

Die didaktisch ähnliche Zusammenstellung und Aufbereitung der Lehr-/Lerninhalte als Gesamtpaket mit Möglichkeiten zur Interaktion und Aufgaben zum gemeinsamen Arbeiten, tragen zu einer gleichwertigen Einbindung und Betreuung aller Studierenden bei.

Vorteile

(+) Wenn die asynchrone Betreuung gut geplant und umgesetzt wird, können sich die Studierenden wirklich frei in ihrer Wahl für eine Variante fühlen ohne Nachteile befürchten zu müssen. Zudem profitieren auch die eigentlich in Präsenz Teilnehmenden von den Lehr-/Lernmaterialien im LMS.

Nachteile

(-) Hybride Veranstaltungen allgemein und speziell die gleichwertige Betreuung und Einbindung der digital-asynchron Teilnehmenden, sind/ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, da sich z. B. Zeit für die asynchrone Beantwortung von Fragen genommen werden muss.

Stolpersteine & Herausforderungen

Die zentrale Herausforderung in diesem Zusammenhang ist, dass die Betreuung der asynchron teilnehmenden Studierenden (z. B. das Beantworten von Fragen) kontinuierlich erfolgen muss, so dass durch die nicht zeitgleiche Teilnahme keine Nachteile entstehen (z. B. indem die Studierenden in Präsenz direkt eine Antwort auf ihre Frage erhalten und die asynchron Teilnehmenden lange Zeit warten müssen). Daher ist es ratsam, sich, wenn möglich, Unterstützung bei der Betreuung dieser Teilnehmenden-Gruppe zu holen.

Kollaboratives Arbeiten lässt sich auch asynchron gut umsetzen, muss aber entsprechend organisiert (Gruppen- und ggf. Themenfindung muss begleitet werden, passende Tools bereitgestellt werden etc.) und betreut (Studierende sollten regelmäßig Feedback erhalten; zusätzlich können Peer-Feedback-Szenarien lohnenswert sein) werden, was die gleichwertige Betreuung und Einbindung noch etwas anspruchsvoller macht.

Grundsätzlich sollten Lehrende, die sich für die Durchführung hybrider Lehre entscheiden, technikaffin sein und Lust auf die Herausforderung haben, hybride Lehre – trotz des damit verbundenen Mehraufwands – umzusetzen.

Damit digital-asynchrone Lehre gelingt, müssen nicht nur die Lehrenden Lust auf die Herausforderung haben, sondern auch von den Studierenden sind in einem gewissen Rahmen Selbstlernkompetenzen gefordert, um die online bereitgestellten Möglichkeiten für sich – und somit auch für den Erfolg des Lehr-/Lernkonzepts allgemein – auszuschöpfen.

Kombinationsmöglichkeiten

#Pattern #Hybride Lehre #Studierenden Flexibilität ermöglichen

#Pattern #Hybride Lehre #Lehr-/Lernvideos lernförderlich gestalten

Werkzeuge

Lernmanagementsystem

Screencast- und evtl. zusätzliches Schnittprogramm oder Equipment für Veranstaltungsaufzeichnungen (Kamera/s, Mikrofon/e)

Evtl. Programm zur Erstellung von interaktiven Videos

Beispiele

Die ILIAS-Beispielkurse (JLU) zeigen, wie digitale Lehrveranstaltungen ausgehend von ILIAS-Kursen strukturiert und für Studierende übersichtlich angelegt werden können. Die Pakete bestehen aus einem Beispielkurs, einem Leitfaden, der weiterführende Informationen zur Idee hinter dem Beispiel gibt, und Screencasts, die Ihnen zeigen, wie die Kurse in ILIAS umgesetzt werden können.

Patterns bezeichnet man auch als Entwurfsmuster, welche Lösungen zu einer bestimmten Problemlage liefern. Sie haben einen hohen praktischen Bezug und bieten eine Alternative bspw. zu reinen Methodenblättern.

Das hier aufgeführte Pattern wurde für einen Workshop mit dem BMBF-geförderten Projekt HybridLR – Wirkfaktoren und Good Practice bei der Gestaltung hybrider Lernräume der TH Köln und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien erarbeitet.

Unsere Patterns haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und sollen vielmehr alle Leser_innen einladen, uns ihr ergänzendes Feedback über die Kommentarfunktion zu geben. Damit möchten wir dazu anregen, sich inhaltlich an der Ausarbeitung der Pattern zu beteiligen.

Die Patterns stehen unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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3 Comments

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