#Pattern #Hybride Lehre #Lehr-/Lernvideos lernförderlich gestalten

Bei hybriden Lehr-/Lernkonzepten, die Studierenden eine Wahl zwischen einer Teilnahme in Präsenz und einer digital-asynchronen Teilnahme lassen (s. #Pattern #Hybride Lehre #Studierenden Flexibilität ermöglichen), sowie auch bei rein digitaler Lehre, werden für digital-asynchron teilnehmende Studierende oft Lehr-/Lernvideos erstellt. Hierbei stellen sich Lehrende häufig die Frage, wie die Inhalte lernförderlich aufbereitet bzw. die Videos lernförderlich gestaltet werden können.

Beschreibung

Für die Inhaltsaufbereitung für rein digital teilnehmende Studierende bietet sich die Erstellung von Lehr-/Lernvideos an, die im jeweils zur Verfügung stehenden Lernmanagementsystem bereitgestellt werden. Damit sich die rein digital teilnehmenden Studierenden gleichwertig betreut und eingebunden fühlen, sollten die Videos im Lernmanagementsystem jedoch nicht isoliert stehen, sondern in ein didaktisches Gesamtkonzept eingebunden werden (dies wird im vorliegenden Pattern nicht vertieft, s. dazu das #Pattern #Hybride Lehre #Gleichwertige Betreuung und Einbindung der Studierenden).

Lehr-/Lernvideos können als audiovisuelle Lehr-/Lernmaterialien definiert werden, in denen die Lehr-/Lerninhalte didaktisch aufbereitet angeboten werden. Es handelt sich um ein asynchrones Format, das überwiegend zeit- und ortsunabhängig zum Einsatz kommt. Lehr-/Lernvideos können in Form von u. a. Screencasts, interaktiven Videos, mit Legetechnik oder Animationen umgesetzt werden. Wie aber können Sie als Lehrperson Lehr-/Lernvideos konzipieren, die den Lernprozess der Studierenden unterstützen? In den Lösungsdetails finden Sie eine Auflistung und Beschreibung verschiedener didaktischer Hinweise bzw. Kriterien, die hier hilfreich sein können.

Lehrveranstaltungstyp: variabel

Studienniveau: variabel

Lehr-/Lerninhalt: primär für die Inhaltsaufbereitung geeignet

Prüfungsleistung: variabel

Lösungsdetails

Die Entscheidung für die technische Umsetzung der Videos (z. B. ob als Screencast oder mit Legetechnik) soll in diesem Pattern eine untergeordnete Rolle spielen. Überlegen Sie sich, welche technische Umsetzung zu den Inhalten und der Zielgruppe passt und für Sie machbar ist.

Die folgenden didaktischen Hinweise sollen Ihnen als Lehrperson dabei helfen, Lehr-/Lernvideos didaktisch fundiert zu konzipieren. Manche der Kriterien lassen sich auch auf andere Lehr-/Lernmaterialien übertragen (z. B. intendierte Lernziele), andere sind speziell für das Medium Video relevant (z. B. Aufbereitung der Lehr-/Lerninhalte). Die Kriterien gehen auf eine Checkliste (PDF) zurück, die wir im Rahmen von HessenHub@JLU für die Bewertung von Lehr-/Lernvideos im Rahmen unseres Förderpreises VenioVideo:Disco erstellt haben.

Aufbereitung der Lehr-/Lerninhalte: Bei der Konzeption von Lehr-/Lernvideos sollten Sie hinterfragen, warum speziell Lehr-/Lernvideos für Ihre Inhaltsaufbereitung geeignet sind – welchen Mehrwert bietet Ihnen speziell dieses Format? Darauf aufbauend können Sie sich überlegen, wie Sie die Möglichkeiten des Formats nutzen können (z. B. durch die Hervorhebung wichtiger Inhalte und Informationen oder durch das Zeigen besonderer Situationen oder Orte, die die Studierenden live nicht sehen könnten). Sie sollten dabei jedoch auch auf Einschränkungen des Formats achten (z. B. durch die Reduktion auf das Wesentliche).

Struktur: Lehr-/Lernvideos sollten einen klaren Anfang (z. B. durch eine Eingangsfrage oder Gliederung) und einen klaren Schluss (z. B. durch die Beantwortung der Eingangsfrage, Zusammenfassung) haben. Bei umfangreicheren Videos sollten auch im Verlauf Struktur, ein roter Faden oder einzelne Meilensteine deutlich werden.

Intendierte Lernziele: Die intendierten Lernziele (der Lehrveranstaltung allgemein, aber auch speziell der einzelnen Videos) sollten für die Studierenden transparent sein. Diese können im Video selbst genannt werden oder – z. B. wenn das Video in ein Web Based Training eingebunden ist – im Lernmanagementsystem zu finden sein. Dabei sollten die Lernziele einer Lehrveranstaltung (aufbauend) über Grundlegendes, wie die Wiedergabe von Wissen, hinausgehen (s. z. B. Lernzieltaxonomie nach Bloom). Lehr-/Lernvideos selbst werden zumeist zur Inhaltsvermittlung genutzt. Durch die Einbindung von z. B. Reflexionsfragen, Transferaufgaben oder ersten kleineren Anwendungsaufgaben können jedoch auch bereits im Video z. B. die Stufen Verstehen und Anwenden angeregt werden.

Unterstützung des Lernprozesses: Lehr-/Lernvideos sollten, um den Lernprozess zu unterstützen, an Vorwissen der Studierenden anknüpfen. Zudem sollte das Niveau, z. B. bezüglich der Verwendung von Fremdwörtern, der Zielgruppe angemessen sein. Der Lernprozess kann außerdem durch Wiederholungen, Beispiele, Vergleiche und Verbildlichungen unterstützt werden.

Cognitive Load Theory: Auch durch die Berücksichtigung der Gestaltungsprinzipien der Cognitive Load Theory (CLT) kann der Lernprozess unterstützt werden. Beispielsweise sollten dieselben Inhalte nicht zeitgleich durch gesprochenen und geschriebenen Text präsentiert werden (s. Redundanzprinzip).

Interaktion: Idealerweise regen Lehr-/Lernvideos auch zur Interaktion an. Dazu muss das Video nicht zwangsläufig ein Interaktives Video sein, in das – umgesetzt mit speziellen Programmen – z. B. Quizfragen oder Entscheidungsszenarien eingebunden sind. Auch Reflexionsfragen oder Denkanstöße, die Sie ganz einfach als Text einblenden/einsprechen können, sorgen für interaktive Momente.

Interessensweckung: Versuchen Sie gezielt, das Interesse der Studierenden zu wecken, z. B. durch Storytelling/Narration, die Anknüpfung an die Lebenswelt der Studierenden oder eine ansprechende Illustration. Achten Sie aber darauf, die Balance zwischen inhaltlichem Anspruch und Unterhaltungsaspekten zu wahren.

Videolänge: Die Videolänge sollte dem Lerninhalt und der Umsetzung angemessen sein. Berücksichtigen Sie dabei, dass die menschliche Aufmerksamkeitsspanne begrenzt ist und die Inhalte demnach für das Medium Video passend didaktisch reduziert werden sollten. Beobachten Sie sich hier vielleicht einmal selbst und prüfen Sie, wie lange Sie wirklich aufmerksam zuhören können.

Urheberrechtliche Richtlinien: Ganz grundlegend sollten Sie in den Videos natürlich die urheberrechtlichen Richtlinien nach §51 UrhG, §60 UrhG beachten, indem Sie wissenschaftliche o. a. Literatur, Grafiken etc. korrekt zitieren. Auch wenn das weniger ein didaktisches Kriterium ist – hier können Sie ein gutes Vorbild für Ihre Studierenden sein.

OER-Materialien: Auch die Lizenz von fremden ‚freien‘ Materialien (z. B. Bildern, Musik) muss korrekt angegeben werden. Die Materialien sollten nur gemäß ihrer Lizenz verwendet und an den Materialien durchgeführte Bearbeitungen sollten angegeben werden. Achten Sie darauf, dass manche Lizenzen (z. B. SA und ND) nicht miteinander kompatibel sind (s. z. B. die Webseite von Creative Commons Deutschland oder von OERinfo) .

Technische Umsetzung bzw. Gestaltung: Auch wenn die technische Umsetzung im Rahmen dieses Patterns nicht im Vordergrund steht, sollte erwähnt werden, dass keine technischen oder gestalterischen Störfaktoren, die mit der Videodatei selbst zusammenhängen, vom Inhalt ablenken und somit den Lernprozess beeinträchtigen sollten. Beispiele hierfür sind eine sehr leise oder verzerrte Tonspur, flackernde Elemente im Bild, eine niedrige Auflösung oder eine sehr kleine Schrift.

Vorteile

(+) Mit einer gut durchdachten didaktischen Konzeption können Sie dazu beitragen, den Lernprozess Ihrer Studierenden zu unterstützen (wovon Sie als Lehrperson auch indirekt profitieren).

Nachteile

(-) Die gezielte didaktische Konzeption von Lehr-/Lernvideos kann für Sie mit einem Mehraufwand verbunden sein, wenn Sie z. B. den Lehr-/Lerninhalt speziell für die Videos reduzieren und anders aufbereiten.

Kombinationsmöglichkeiten

#Pattern #Hybride Lehre #Studierenden Flexibilität ermöglichen

#Pattern #Hybride Lehre #Gleichwertige Betreuung und Einbindung der Studierenden

Werkzeuge

Programme für die Videoerstellung, z. B. zur Erstellung von Screencasts (Screencast- und evtl. zusätzliches Schnittprogramm), animierten Videos, interaktiven Videos; evtl. Kamera für die Erstellung von Videos mit Legetechnik

Headset oder Mikrofon, alternativ nur die im PC integrierten Funktionen

Lernmanagementsystem (zum Hochladen der Videos und zur Nutzung anderer Tools)

Beispiele

Das HessenHub-Teilprojekt an der JLU schreibt seit 2022 den Förderpreis VenioVideo:Disco für qualitativ hochwertige Lehr-/Lernvideos aus. Mit qualitativ hochwertig meinen wir dabei, dass die Videos didaktisch fundiert (z. B. unter Berücksichtigung von Cognitive Load Theory) konzipiert worden sind und didaktisch sinnvoll (z. B. im Sinn des Constructive Alingments) in den Veranstaltungskontext eingebunden worden sind. Unter “Checkliste” finden Sie die Auflistung der Bewertungskriterien, die diesem Pattern zugrunde liegt; per Klick auf die Preisträger*innen finden Sie jeweils ein Beispielvideo.

Patterns bezeichnet man auch als Entwurfsmuster, welche Lösungen zu einer bestimmten Problemlage liefern. Sie haben einen hohen praktischen Bezug und bieten eine Alternative bspw. zu reinen Methodenblättern.

Das hier aufgeführte Pattern wurde für einen Workshop mit dem BMBF-geförderten Projekt HybridLR – Wirkfaktoren und Good Practice bei der Gestaltung hybrider Lernräume der TH Köln und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien erarbeitet.

Unsere Patterns haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und sollen vielmehr alle Leser_innen einladen, uns ihr ergänzendes Feedback über die Kommentarfunktion zu geben. Damit möchten wir dazu anregen, sich inhaltlich an der Ausarbeitung der Pattern zu beteiligen.

Die Patterns stehen unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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3 Comments

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