Nachbericht: „Genuss für alle: Auf einen Kaffee mit den AGs rund um digitale Barrierefreiheit“ am 12.11.2024

Bei der digitalen Kaffeerunde am 12.11.2024 drehte sich alles um das Thema digitale Barrierefreiheit. Sanja Grimminger (Goethe-Universität Frankfurt), Daria Budakova (Frankfurt University of Applied Sciences) und Markus Hermann (Gemeinsame Servicestelle) gaben reichhaltige Informationen zum Erstellen von barrierefreien Medienprodukten und regten das Bewusstsein für dieses Thema mit vielfältigen Beispielen an.

Die AG Barrierefreiheit besteht seit 2019 im HessenHub und hat seither vielfältige Aktivitäten und Medienprodukte veröffentlicht, wie auf dem Webportalbereich Digitale Barrierefreiheit nachzulesen ist. Auch auf Veranstaltungen im Rahmen digitaler Hochschullehre ist die AG Barrierefreiheit sehr aktiv. Außerdem gibt es Workshops für Lehrende und Hochschulmitarbeitende zur digitalen Barrierefreiheit. Zukünftig soll es beispielsweise auch Screencasts zur barrierefreien Gestaltung von Moodle-Kursen geben. Spannend ist auch das „Barrierefreiheitsbingo“, das als Checkliste für barrierefreie Veranstaltungen dienen kann und bald über das HessenHub-Webportal verfügbar sein wird. Auch für die HessenHub Klausurtagung im September diesen Jahres war die AG Barrierefreiheit beratend tätig.

Dass das Thema Barrierefreiheit uns Alle betrifft, wurde gleich zu Beginn der Veranstaltung klar. Eine Studie ergab, dass im Jahr 2021 etwa 15% der Studierenden an deutschen Hochschulen mit einer Beeinträchtigung leben, die Zahlen sind steigend (best3 Studie, Steinkühler et al., 21).

Jedoch betrifft das Thema Barrierefreiheit nicht nur Menschen mit Beeinträchtigung. So können etwa auch Personen mit temporären oder situationsbedingten Beeinträchtigungen von Barrierefreiheit profitieren. Temporäre Schwerhörigkeit (etwa aufgrund einer Mittelohrentzündung) oder auch eine laute Umgebung während einer Webkonferenz machen barrierefreie Medienprodukte und Veranstaltungen notwendig. Je nach Situation können wir alle betroffen sein, wie die Vortragenden eindrücklich klar machten.

Dass das Thema Barrierefreiheit nicht nur auf Rücksichtnahme und Freiwilligkeit basiert, machte Sanja Grimminger ebenfalls deutlich: Entsprechende Gesetzliche Bestimmungen sind etwa in der UN Behindertenrechtskonvention, im Behindertengleichstellungsgesetz sowie im hessischen Hochschulgesetz verankert. In all diesen Bestimmungen ist festgelegt, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht benachteiligt werden dürfen. Hochschulen sind auf dieser Grundlage verpflichtet, allen Studierenden ein  selbstbestimmtest Studierenzu ermöglichen.

Das Thema geht also nicht nur alle etwas an, sondern fordert auch zum Handeln auf. Wie kann man also etwa Lehrende für barrierefreie Inhalte sensibilisieren?

Markus Hermann berichtete, dass die AG Barrierefreiheit eine Kampagne auf den Weg gebracht hat, um das Thema bekannter zu machen. Dazu wurden unter dem Titel „An Alles(s) gedacht?!“ Beiträge zu verschiedenen Themen auf dem HessenHub Webportal erstellt. Die Beiträge erscheinen auf Deutsch und Englisch, gehen die Themen strukturiert an und schließen stets einen Lösungsvorschlag mit ein. Die Kampagne wird auch über Social Media geteilt (Mastodon, Linked In, X (ehemals Twitter)).

Daria Budakova gab anschließend noch einen Einblick in das Thema „Kontraste bei Bildschirminhalten“, die beispielsweise für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen relevant sind. Wertvoll ist dies jedoch auch für alle anderen, etwa bei schlechten Lichtverhältnissen oder ermüdeten Augen. Gute Kontrastverhältnisse können mit dem kostenlosen Tool „Colour Contrast Analyser“ geprüft werden.

Markus Hermann gab dann Tipps, wie man Barrierefreiheit bei der Erstellung von Inhalten leicht umsetzen kann. So können beispielsweise alle gängigen KIs mittlerweile automatisch Untertitel erstellen, die im Anschluss lediglich noch geprüft werden müssen. Bildbeschreibungen für Alternativtexte wären auch wenig Aufwand und würden die Awareness für das Thema fördern, so Markus Hermann. Die richtige Einstellung der Bildschirmkontraste oder das konsequente Nutzen von Mikrofonen auf Veranstaltungen seien zudem Umsetzungen, die gar keinen Mehraufwand mit sich bringen. 

Wie können Menschen motiviert werden, auf Barrierefreiheit bei Inhalten zu achten? Die abschließende Diskussion ergab, dass die Vernetzung untereinander ein wichtiger Faktor ist. Niedrigschwellige Angebote wie Social Media Posts zum Thema oder das Bereitstellen von Angeboten zum Erstellen von barrierefreien Inhalten sollen den Zugang erleichtern. Außerdem, so die Vortragenden, seien best practice Beispiele ein wirksames Mittel, um uns alle für Barrierefreiheit zu sensibilisieren.

Sanja Grimminger lädt ein, Ideen und Anregungen an die AG Digitale Barrierefreiheit zu tragen, Feedback gerne an projekt-barrierefreiheit@hessenhub.de.

Auf dem Webportalbereich der AG Barrierefreiheit sind zudem Ansprechpartner*innen zum Thema in den HessenHub Teilprojekten gelistet.

Die Vortragsfolien der Kaffeerunde vom 12.11.2024 können Sie sich hier in Kürze gerne herunterladen.