In der digitalen Kaffeerunde vom 8. Februar berichtet Dr. Pascal Fischer aus dem Servicecenter Lehre der Universität Kassel über die Erfahrungen zu Moodle-Plugins und deren Unterstützung für Workflows am Beispiel rechtssichere E-Klausuren.
Herr Dr. Fischer berichtete zuerst über die Historie der E-Klausuren an der Universität Kassel. E-Klausuren sind in Kassel bereits seit 2010 im Einsatz, wobei diese in der Anfangszeit als mobiles E-Assessmentcenter zweimal jährlich zu den Klausurenphasen auf- und abgebaut wurden. Seit 2014 verfügt die Universität Kassel über ein stationäres, ganzjährig nutzbares E-Assesmentcenter mit 116 Arbeitsplätzen sowie zwei Sonderarbeitsplätzen.
In der Anfangsphase wurde an der Universität Kassel die Software „Questionmark Perception“ genutzt. Mit der Zeit stieß diese proprietäre Software allerdings für die Ablaufprozesse der Uni Kassel an ihre Grenzen und auch ein zielgerichtetes Customizing gestaltete sich zusehends schwierig, so dass man sich für ein selbst entwickeltes System auf Basis der Lernplattform Moodle entschloss.
Im Jahr 2017 wurden erste Tests auf Moodle als Prüfungssystem erfolgreich durchgeführt ehe sich die Universität Kassel in 2019 endgültig für Moodle als Tool für den gesamten E–Klausur-Workflow entschloss. Der Wechsel war umfangreich und arbeitsintensiv, da das System an die über die Jahre elaborierten und bewährten Workflows angepasst werden mussten und Prüfer*innnen und Mitarbeiter*innen im Zuge des Umstiegs geschult und begleitet werden mussten. Hierzu wurden Handreichungen und Informationsmaterialien zum Teil neu entwickelt. Der Wechsel und die Weiterentwicklung geschahen wie geplant im Jahr 2020, trotz Pandemie, in enger Zusammenarbeit und Austausch mit dem offiziellen deutschen Moodle-Partner „eLeDia“ als technischer Partner für alle Weiterentwicklungen. Alle im Rahmen des Projektes entwickelten Plugins sind über ein öffentliches GitHub-Repository verfügbar. Im Rahmen der digitalen Kaffeerunde stellte Herr Dr. Fischer die Prüfungsmoodle-Installation und alle mit eLeDia entwickelten Plugins vor.
Herr Dr. Fischer demonstrierte in einem weiteren Schritt den Stand des aktuellen Livesystems aus Sicht der Rolle “Administrator“ mit Beispielen zu den Funktionen nachträgliche Archiven, protokollierte Frageschritte, Voucher-Codes plus Bedeutung, Archivfiles mit Signaturen sowie ein Beispiel mit einer archivierter abgegebener Datei. Damit diese Funktionen auch sinnvoll in Moodle für eine Einzelklausur genutzt werden können, bestätigte Herr Dr. Fischer, dass dafür auch die Kommunikation und Absprache mit den Lehrenden von großer Bedeutung ist. Das bestehende System ist derzeit nur direkt aus dem E-Klausurencenter in Kassel beziehungsweise aus einer VM-Umgebung erreichbar.
Für die digitale Abbildung der administrativen Workflows zwischen E-Klausurteam und den Prüfer*innen im Vorfeld und im Nachgang des Prüfungstages wurde bislang ein eigens entwickeltes, webbasiertes Tool außerhalb von Moodle genutzt. Im nächsten Schritt wird dieses Tool ebenfalls in ein Moodle-Plugin und damit direkt in das Prüfungsmoodle überführt. Dadurch kann der gesamte Lifecycle einer E-Klausur in Moodle abgebildet werden: Von der Buchung eines Prüfungstermins im EAssessmentcenter durch die Prüfer*innen über die automatische Terminierung aller erforderlichen Arbeitsschritte bis hin zur abschließenden Dokumentation aller vollzogenen Arbeiten, Absprachen und Besonderheiten. In einem nächsten Releasecycle für 2022 wird auch dieses hilfreiche Plugin ausgerollt, die sich besonders auf Buchungs-und Datenbanktools konzentrieren werden. Zum Abschluss der digitalen Kaffeerunde gab es im Plenum einen regen Austausch und Überlegungen zur Zukunft von Online-Prüfungsformate. Ausgangspunkt der Diskussion war die Überlegung, sich hier nicht nur auf das Thema Proctoring zu konzentrieren, da dies insbesonders rechtlich und organisatorisch sehr aufwändig sei, sondern auch weitere Prüfungsformate wie Peer-Reviews oder die Möglichkeiten der Contenterstellung durch Studierende z. B. in Form von Videos mitzudenken. Die Diskussion zeigte, dass es hier noch viele Detailfragen gibt, die es gemeinsam zu erarbeiten gilt. Die Universität Kassel plant im Rahmen von HessenHub sich mit den technischen und didaktischen Möglichkeiten kompetenzorientierte Online-Prüfungen zu beschäftigen.
Das Plenum bedankte sich zum Schluss der Veranstaltung auch ausdrücklich bei Herrn Dr. Fischer, dass er seinen Erfahrungsschatz und Expertise zu diesem Thema in der digitalen Kaffeerunde geteilt hat und dass die Plugins Opensource zur Verfügung gestellt werden. Zur Kontaktaufnahme steht er gerne allen Interessierten über seine Kontaktdaten an der Universität Kassel zur Verfügung.