Im Rahmen des Projekts “HessenHub” wurde ein neues Online-Self-Assessment (OSA) mit dem Titel “Kompetenzen für die digitale Lehre: Ein Selbsttest für Lehrende” entwickelt. Dieses OSA ermöglicht eine Einschätzung der eigenen digitalen Fähigkeiten und die Identifikation von Bereichen mit Entwicklungspotenzial. Basierend auf den erzielten Ergebnissen werden maßgeschneiderte Empfehlungen für Weiterbildungsangebote bereitgestellt, die spezifisch auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt sind.
Die Teilnahme am Online-Self-Assessment bietet den Lehrenden zahlreiche Vorteile. Sie erhalten wertvolle Einblicke in ihre Stärken und Entwicklungspotenziale im Umgang mit digitalen Medien und Technologien im Kontext der Hochschullehre. Zudem werden detaillierte Vorschläge für spezifische Weiterbildungsmaßnahmen bereitgestellt, die den gezielten Ausbau der eigenen Kompetenzen unterstützen. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Flexibilität des OSA, das bequem und einfach zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und Ort durchgeführt werden kann. Die Teilnahme erfolgt freiwillig und anonym.
Die Arbeitsgruppe führte eine umfassende Recherche zu bestehenden Online-Self-Assessments an den beteiligten hessischen Hochschulen durch. Dabei stellte sich heraus, dass derartige Instrumente hauptsächlich im Bereich der Studienorientierung eingesetzt werden, beispielsweise in Form von Erwartungschecks oder Assessments zur Studierfähigkeit. Ein spezielles OSA für digitale Kompetenzen von Hochschullehrenden war bislang nur an der Hochschule Fulda im Einsatz.
Theoretische Basis
Für die inhaltliche Struktur des OSA fiel die Wahl auf das Frankfurter Modell digitaler Kompetenzen von Hochschullehrenden (Eichhorn et al. 2017). Dieses Modell, das bereits im HessenHub-Projekt Anwendung findet, umfasst acht Kompetenzdimensionen und drei Kompetenzstufen.
Das Frankfurter Kompetenzraster basiert auf dem Digital Literacy Framework des britischen JISC (2014) und wurde erweitert, um die spezifischen Anforderungen an Hochschullehrenden zu adressieren. Die acht Dimensionen digitaler Kompetenzen sind unabhängig von der Fachkultur beschreibbar.

- IT-Kompetenz: Aufgabenorientierte, sichere Nutzung digitaler Technologien und Geräte
- Digital informieren und recherchieren: Kompetenter Umgang mit Informationen, einschließlich Beschaffung, Bewertung und korrekter Verwendung
- Digital kommunizieren und kooperieren: Aktive Teilnahme an sozialen Netzwerken für Lernen, Lehren und Forschung
- Digitale Lehre/Mediendidaktik: Eigenständige Nutzung digitaler Technologien für Lehr- und Lernzwecke
- Digitale Identität und Karriereplanung: Aufbau, Pflege und Schutz der eigenen digitalen Identität
- Digitale Wissenschaft: Nutzung digitaler Daten, Quellen und Methoden für wissenschaftliche Zwecke
- Digital produzieren: Erstellung digitaler Medien für Lehre, Forschung oder andere Zwecke
- Analysieren und reflektieren: Kritische Reflexion und effiziente Nutzung digitaler Medien
Um den Kompetenzstand und mögliche Entwicklungen zu erfassen, ergänzt das Raster drei Kompetenzstufen, die an Lernzieltaxonomien angelehnt sind:
- Grundlagenwissen (Überblick): Theoretisches Wissen und Verständnis
- Praktische Anwendung: Konkrete Nutzung im Lehr- und Forschungskontext
- Weitergabe und Anleitung: Multiplikatorenansatz zur Befähigung anderer, digitale Kompetenzen zu erwerben
Diese Stufen betonen die Entwicklung von Wissen über praktische Nutzung bis hin zur Befähigung, Wissen und Fertigkeiten weiterzugeben. Die dritte Stufe geht über die bekannten Lernzieltaxonomien hinaus, indem sie die Multiplikatorfunktion von Lehrenden betont und somit eine fundierte Grundlage zur Selbsteinschätzung bietet, sowie der Überprüfung des Kompetenzzuwachses durch Weiterbildungsmaßnahmen dient.
Aufbau des OSA
Das Online-Self-Assessment bietet eine wertvolle Orientierung für den weiteren Ausbau individueller digitaler Kompetenzen und kann als Grundlage für die Auswahl geeigneter Weiterbildungsmaßnahmen dienen. Die Teilnahme an diesem Assessment erfolgt ermöglicht eine unvoreingenommene Selbsteinschätzung.
Im Rahmen des OSA erhalten Teilnehmende einen ersten Einblick in verschiedene Kompetenzbereiche, die für die digitale Lehre und den Umgang mit digitalen Medien relevant sind. Diese Kompetenzbereiche (Dimensionen) umfassen:
- Digitale Lehre / Mediendidaktik
- Digital informieren und recherchieren
- Produzieren und präsentieren
- Digital kommunizieren und kooperieren
- Analysieren und reflektieren
- Bedienen und anwenden
- Digitale Identität und Karriereplanung
- Digitale Wissenschaft
Zu diesen Ergebnissen erhalten die Teilnehmenden eine Empfehlung für mögliche Weiterbildungsangebote aus dem HessenHub Qualifizierungskompass. Der Qualifizierungskompass ist ein spezialisiertes Instrument, das Kompetenzen und passgenaue Selbstlernangebote für die digital gestützte Hochschullehre in Hessen bündelt und systematisiert. Der Qualifizierungskompass ermöglicht es Hochschullehrenden, diese vielfältigen digitalen Materialien gezielt zu finden und zu nutzen. Die Basis für die Kategorisierung der Lernobjekte bildet auch hier das bereits genannte Frankfurter Modell digitaler Kompetenzen für Lehrpersonen, welches an der Goethe-Universität Frankfurt am Main entwickelt wurde.

Technische Umsetzung
Aufgrund seiner vielseitigen Funktionen und seiner Eignung für die passgenaue Umsetzung des Online-Self-Assessments, wurde das Tool MapUs ausgewählt. Die Möglichkeit, Nutzende zu befragen und interaktive, detaillierte (anonyme) Berichte über deren digitale Kompetenzniveaus in Form individuellen Feedbacks zu generieren, stellt einen wesentlichen Vorteil für die bedarfsgerechte Auswertung der individuellen Ergebnisse dar.
MapUs kombiniert datenbasierte Analysen mit dialogorientierten Ansätzen, wodurch es sich gut dazu eignet, digitale Transformation zu initiieren und zu unterstützen.
Evaluierung und weiteres Vorgehen
Das Online-Self-Assessment wird einer umfassenden Evaluation unterzogen, um die Qualität und Effektivität des Instruments kontinuierlich zu verbessern. Im Rahmen dieser Evaluierung wurde ein Fragebogen konzipiert, der gezielt auf die Erfahrungen und Rückmeldungen der Teilnehmenden abzielt. Lehrende sind eingeladen, ihr Feedback zu geben, welches einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung des OSA leisten wird.
Die Rückmeldungen der Lehrenden werden systematisch analysiert und fließen in den Optimierungsprozess ein. Ziel ist es, das Online-Self-Assessment fortlaufend zu verbessern und an die Bedürfnisse der Nutzenden anzupassen, um deren digitale Kompetenzen noch gezielter fördern und unterstützen zu können.
Sie möchten unser OSA testen und Teil der Pilotierung sein?
So funktioniert’s:
- Folgen Sie für das Online-Self-Assessment diesem Link zur Anwendung.
- Öffnen Sie den Fragebogen zur anschließenden Evaluation vorab unter diesem Link in einem weiteren Fenster.
- Füllen Sie zunächst das Online-Self-Assessment aus und schätzen Sie Ihre digitalen Kompetenzen ein.
- Sie erhalten direkt im Anschluss Ihre individuellen Ergebnisse sowie Empfehlungen für passende Weiterbildungsangebote.
- Geben Sie uns anschließend Feedback und beantworten Sie unseren Fragebogen!
Kontakt
Das OSA ist aktuell nur für Hochschulen des HessenHub-Projekts zugänglich. Nach der Pilotierung besteht die Überlegung, das OSA auch anderen interessierten Hochschulen zur Verfügung zu stellen. Bei Fragen oder anderen Anliegen können die Interessierten die HessenHub Arbeitsgruppe unter folgender E-Mail-Adresse kontaktieren: digitale-lehre@hs-rm.de.
Beteiligte Hochschulen:
- Hochschule RheinMain
- Technische Hochschule Mittelhessen
- Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Justus-Liebig-Universität Gießen
- Frankfurt University of Applied Sciences
Literatur
Eichhorn, M., Müller, R., & Tillmann, A. (2017). Entwicklung eines Kompetenzrasters zur Erfassung der ‚Digitalen Kompetenz‘ von Hochschullehrenden. In Bildungsräume: Proceedings der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (S. 209–219). Münster.