Linked Learning Förderlinie für die Erstellung von digitalen Lehr-/Lerninhalten an der JLU

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Das HessenHub-Teilprojekt der JLU unterstützt im Rahmen der Linked-Learning Förderlinie jährlich eine Reihe von universitätsinternen Projekten. Dabei wird neben der Erstellung von qualitativ hochwertigem E-Learning-Content auch die Entwicklung und Durchführung von innovativen digital gestützten Lehrformaten gefördert. Es liegt ein klarer Fokus auf der Breitenwirksamkeit, der Innovation des Vorhabens und der Nachhaltigkeit der Förderprojekte. Ein Kerninhalt der Zuwendung ist dabei die Verfügbarkeit der Lehr-/Lerninhalte für eine möglichst große Anzahl an Studierenden sowie eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Lernangebote. An den Fachbereichen und Serviceeinrichtungen der JLU wurden im Zeitraum vom 01.07.2021 bis 31.12.2021 folgende sechs Projekte bei der Konzeption, Durchführung und Erstellung verschiedener digital gestützter Lehrformate unterstützt:

Die Protagonistin Bibi gründet eine Bio-Eisdiele und bucht sich mit ihrem Kommilitonen Bill Hanz unermüdlich durch das Geschäftsjahr. Gestartet wird mit einer leeren Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung bei Unternehmensgründung, die dann fortlaufend anhand alltäglicher unternehmerischer Sachverhalte „bebucht“ werden. Der etwas besserwisserische Bill zeigt Bibi dabei in Jugendsprache und vor allem mit vielen Eselsbrücken und Merkhilfen die Kniffe und Tricks der Buchführung. Bibi hingegen wirft genau jene Fragen auf, die sich Studierende typischerweise bei der Erarbeitung des Lernstoffs stellen. Damit beschreitet das Projekt gezielt neue Wege in der Darstellung und Kommunikation von Wissen, ohne dabei Abstriche beim Lernstoff zu machen. Auf diese Weise sollen nicht nur die Hemmungen vor der Buchführung abgebaut, sondern vielmehr auch Spaß daran geweckt werden – eine Erfrischung innerhalb der vermeintlich „trockenen“ Buchführung… eben wie ein kühles Bio-Erdbeer-Eis an einem heißen Sommertag!

Mit Freude, Eifer und Akribie schrieb das Projektteam um Prof. Dr. Corinna Ewelt Knauer die Drehbücher der circa zehn einzelnen Folgen mit einer jeweiligen Länge von rund 20 Minuten. Auch wurde parallel an der Produktion der Zeichentrickserie gearbeitet. Eingesprochen wurden die Folgen durch professionelle Sprecher in einem Tonstudio.

Die Videoreihe finden Sie hier. Außerdem ist im Rahmen der Folgeförderung 2021 auch das Lehrbuch fertiggestellt worden, das Sie hier auf der Website des Instituts finden können.

Schülerinnen und Schüler, die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) erlernen, sind im deutschen Schulsystem eine seit Jahrzehnten präsente Lerngruppe mit spezifischen Bedarfen. DaZ-Lernerinnen und Lehrer sind dabei in allen Altersklassen und allen Schulformen vertreten, wodurch das Themenfeld DaZ einen zentralen Vielfaltsfaktor und zugleich eine Querschnittsaufgabe in der Schule darstellt: Entsprechende Schülerinnen und Schüler weisen oftmals spezifische Sprachförderbedarfe auf, die im Sinne der durchgängigen Sprachbildung fächerübergreifend bedient werden sollten.

Mit Blick auf die Lehramtsausbildung gehört eine umfassende Expertise im Bereich DaZ inzwischen zu den berufsqualifizierenden Kernkompetenzen. In der schulischen Praxis wird zunehmend die Fähigkeit vorausgesetzt, den Unterricht lernerorientiert und dabei binnendifferenzierend zu gestalten. Binnendifferenzierung bei DaZ-Lernerinnen und -Lernern ist dabei besonders herausfordernd, weil es sich hier sowohl um Lernerinnen und Lerner handelt, die am Anfang des Deutscherwerbs stehen als auch um solche, die bereits fortgeschrittene Kenntnisse mitbringen. Angehende Lehrkräfte benötigen damit fundiertes Grundlagenwissen über die sprachliche Entwicklung bei DaZ-Lernerinnen und Lernern, Förderdiagnosekompetenzen und Tools zur Erfassung des Sprachlernstandes sowie didaktisch-methodische Kenntnisse, die die Konzeption und Durchführung binnendifferenzierenden Unterrichts ermöglichen.

In der Lehramtsausbildung in Gießen finden sich an Lehramtsstudierende gerichtete Qualifizierungsangebote im Bereich DaZ bisher nur in Form von einzelnen thematischen Seminaren. Das vorliegende Projekt möchte dieses bisher punktuelle Angebot um ein systematisches berufsqualifizierendes Qualifizierungsangebot ergänzen. Geschehen soll dies durch ein studienbegleitendes online-Zertifikat DaZ (onZert-DaZ), durchgeführt wird das Projekt durch das Team um Prof. Dr. Jana Gamper.

OnZert-DaZ stellt ein Profilierungsangebot für Lehramtsstudierende dar und möchte dabei die Lücke zwischen einem konkreten Bedarf in der schulischen Praxis und dem Ausbleiben eines entsprechenden Angebots in der Gießener Lehramtsausbildung verkleinern. Das Zertifikat soll Lehramtsstudierenden in Form eines frei zugänglichen Lernmoduls auf ILIAS verfügbar gemacht werden.

Das Zertifikat soll insgesamt 30 ECTS umfassen und in vier thematische Module sowie ein Reflexionsmodul unterteilt sein. Die Fertigstellung des Moduls ist für Ende 2023 vorgesehen, ab 2024 sollen Studierende dann das onZert-DaZ erwerben können.

Digitale Interaktionstechnologien spielen eine zentrale Rolle in der Wissensvermittlung im musealen Bereich. Sie erlauben es Nutzenden, sich aktiv neue Kenntnisse in der Anwendung anzueignen, nicht nur Informationen passiv zu konsumieren. Im Rahmen von DIAGNOPTICO werden anhand ausgewählter Objekte der Antikensammlung interaktive Erlebnis-Szenarios geschaffen, die es Nutzenden am PC oder auf einem mobilen Endgerät ermöglichen, sich ein ihnen unbekanntes Objekt in seinen Eigenschaften Schritt für Schritt selbst zu erschließen. Das strukturierende Element dieser Interaktionen ist der Beschreibungsprozess, der eine Analyse und Interpretation des Objekts erst ermöglicht. DIAGNOPTICO adaptiert dafür das Diagnosemodell des Kunsthistorikers Erwin Panofsky, in welchem die optisch-visuelle Eigenschaften von Objekten mit Blick auf ihren Phänomensinn (WAS ist dargestellt?), ihren Bedeutungssinn (WIE ist es dargestellt?) und schließlich ihren Dokumentsinn (WARUM ist es dargestellt?) beschrieben und interpretiert werden. Das Beherrschen dieser Methodik ist eine zentrale Schlüsselqualifikation Studierender der Kunstwissenschaften, lässt sich aber auch für objekt- und materialwissenschaftliche Fächer jenseits der Geisteswissenschaften adaptieren.

Digitale Kulturpraktiken und ihr Einsatz im Museumsbereich sind einer der Schwerpunkte der Professur für Klassische Archäologie. Das Projekt baut zudem auf Vorarbeiten der Antragstellerinnen Prof. Dr. Katharina Lorenz und Dr. Michaela Stark auf, die bereits in den vergangenen Semestern mit Studierenden in zwei Übungen Szenarien für niedrigschwellige digitale Museumserlebnisse entwickelt und verschiedene digitale Angebote für die Antikensammlung realisiert haben. An der Schnittstelle zwischen öffentlichem Museum und universitärer Lehr- und Forschungssammlung bietet sich die Antikensammlung darüber hinaus für eine Pilotstudie an.

In einer Übung entwickeln Studierende der Klassischen Archäologie und anderer Fachdisziplinen interaktive Lerninhalte zu einzelnen Objekten, um Nutzenden bei der Beschreibung, Analyse und Interpretation der Exponate zu unterstützen und zu führen. Das problembasierte, lösungsorientierte und praxisnahe Lernen stattet die Studierenden dabei zugleich mit Kernkompetenzen aus, die für den Studienerfolg wie den späteren Berufseinstieg essenziell sind.

Eine gut strukturierte und sinnvolle Chemieausbildung für Studierende mit Nebenfach Chemie anzubieten, stellt immer schon eine Herausforderung dar. Das beginnt mit der unterschiedlichen Vorbildung der Studierenden, geht über die unterschiedlichen theoretischen und praktischen Anforderungen, die es als Vorgaben aus den Studienordnungen der gewählten Studienfächer gibt, und endet mit einer sinnvollen und zielgerichteten Vorbereitung auf unsere eigenen aber auch auf nachgeordnete Prüfungen. Bei der Vielzahl der Studienanfängerinnen und Studienanfängern aus unterschiedlichen Studiengängen müssen zwangsläufig Kompromisse gemacht werden.

Für die Studierenden liegt die Chemieausbildung oft in der Studieneingangsphase, wo die Orientierung an der Hochschule noch eine so große Rolle spielt, dass Zeit für ein „Nebenfach“ oft „eingespart“ wird. Im Laufe des ersten Semesters bauen sich häufig Defizite auf, die sich ohne gezieltes und individuell nutzbares Lernmaterial nicht wieder aufholen lassen.

Deshalb wollen wir die schon vorhandenen Lernmaterialien neu strukturieren und sinnvoll ergänzen, für ein individuelles Lerntempo nutzbar machen und so eine gezieltere Prüfungsvorbereitung ermöglichen.

Das Ziel dieses Projektes unter der Leitung von Dr. Kai Maaß ist es, Studierende mit Nebenfach Chemie auf Ihrem individuellen Wissensniveau abzuholen und mittels digitaler Angebote, in denen das eigene Lerntempo selbst bestimmt werden kann, schrittweise zu den Lernzielen der Module hinzuführen und schließlich auf das erfolgreiche Bestehen der Prüfungen vorzubereiten.

Wir erleben aktuell große Veränderungen im Bereich der Lehre. Es gibt bereits sehr gute Online-Lernangebote z. B. auf den Plattformen von EDX oder LinkedIn. Die Entwicklung geht aber inzwischen rasch in den Bereich der Mixed Reality, dem Einsatz von Virtual und Augmented Reality in Kombination mit Künstlicher Intelligenz. Aktuell gibt es bereits mehrere Plattformen, die dies nutzen. Wir arbeiten vor allem auf den Plattformen Engage und SpatialVR. Hier lassen sich Veranstaltungen in Virtual Reality abhalten, die allerdings auch ohne VR-Brille verfolgt werden können. Im Gegensatz zu Online-Video-Veranstaltungen hat man hier das Gefühl wirklich präsent zu sein, es lassen sich z. B. ganze Vorlesungen in einem virtuellen Hörsaal halten. Im virtuellen Hörsaal hat man aber noch viel mehr Möglichkeiten, da man hier mit AR-Objekten arbeiten kann, z. B. in der Chemie dreidimensionale Molekülstrukturen an die Studierenden zu übergeben.

Das Interesse des Projektleiters Prof. Dr. Sigfried Schindler an diesen Plattformen begann bereits mit dem Start von Second Life. Zum damaligen Zeitpunkt war dies allerdings den technischen Möglichkeiten voraus (die Übertragungsraten waren damals online viel zu langsam) und das Interesse daran ging verloren. Inzwischen gibt es die Plattform Virbela, in gewisser Weise ein erfolgreicher Nachfolger von Second Life. Aktuell ist die Plattform noch nicht in Virtual Reality verfügbar, was aber für die Zukunft geplant ist. Mit dieser Plattform wollen wir uns im Rahmen des Projekts unter anderem auseinandersetzen.

Das Ziel des Projektes war es, 3D-Modelle, z.B. von chemischen Molekülstrukturen zu erstellen, die dann auf den jeweiligen Plattformen hochgeladen werden können, dort als AR-Objekte zur Verfügung stehen und in einer Vorlesung im virtuellen Hörsaal eingebunden werden können. Des Weiteren wurde damit begonnen, die Chemie-Labore in VR einzubinden.

Der Versorgungsbedarf psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher liegt bei etwa 10-15%, die Mehrzahl der psychischen Störungen beginnt bereits im Kindes- und Jugendalter, und ein frühes Erkennen und Behandeln ist mit einer deutlich besseren Prognose assoziiert. Gleichzeitig halten Stigmatisierung und fehlende Kenntnis viele Betroffene davon ab, sich Hilfe zu suchen, und das soziale Umfeld ist oftmals unsicher, wie es auf Auffälligkeiten reagieren kann. Aus diesen Gründen ist einerseits die universitäre Lehre und damit die Ausbildung von therapeutischem Nachwuchs im Bereich der Klinischen Kinder- und Jugendpsychologie nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig und andererseits dienen niederschwellige psychoedukative Maßnahmen der verbesserten Kenntnis von psychischen Auffälligkeiten und Unterstützungsmöglichkeiten.

Im Rahmen des Projekts um Prof. Dr. Christina Schwenck wurden Online-Escape-Rooms (OER) erstellt, die sich inhaltlich mit Themen der klinischen Kinder- und Jugendpsychologie beschäftigen. Das Format des OER dient dazu, wichtige Inhalte auf eine sehr motivierende Art zu vermitteln. Sie werden in zwei Lehrveranstaltungen auf unterschiedliche Weise eingesetzt:

Im ersten Seminarformat sind die Rezipientinnen und Rezipienten Studierende der Psychologie, die in Kleingruppen im Rahmen eines OER Fallakten von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen bearbeiten und dabei verschiedene Aufgaben aus einem weiten Spektrum der Arbeit von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten lösen. Dabei decken die Lernziele unter anderem thematisch die Bereiche Störungswissen, angewandte Diagnostik, evidenzbasiertes Vorgehen, Therapieplanung und rechtliche Aspekte ab.

Im zweiten Seminarformat sind die Rezipientinnen und Rezipienten Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren. Im Rahmen der Lehrveranstaltungen werden die Grundlagen für OER erstellt, die eine zielgruppenangemessene Psychoedukation zu häufigen Störungsbildern der klinischen Kinder- und Jugendpsychologie zum Ziel haben. Dabei sollen die Symptomatik in verschiedenen situativen Kontexten dargestellt und ein Verständnis für die Störung sowie Kenntnisse zu Hilfsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen erreicht werden. Das fertige Produkt wird Jugendlichen zur Verfügung gestellt und seine Wirksamkeit im Rahmen von Abschlussarbeiten wissenschaftlich evaluiert.

Auch im kommenden Jahr wird HessenHub@JLU im Rahmen der Linked Learning-Förderlinie wieder aktiv Lehrende dabei unterstützen, innovative Lehr-Lern-Formate zu entwickeln und durchzuführen. Die aktuellen Förderprojekte der Linie finden Sie hier auf der Website des Teilprojekts. Falls Sie sich für weitere abgeschlossene Projekte und Ergebnisse interessieren, finden Sie diese hier.

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