Konferenz „Digitalisierung weiterdenken – Künstliche Intelligenz in Lehrorganisation und Hochschulverwaltung“

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Diskussionen über die Auswirkungen von generativen KI-Systemen auf die Lehrorganisation und Hochschulverwaltung stehen seit über einem Jahr bei den meisten universitären Institutionen ganz oben auf der Agenda. Auch im HessenHub spielt das Thema eine prominente Rolle – vor allem weil sich das Netzwerkprojekt mit Fokus auf die digital gestützte Hochschullehre bereits frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Liegen die inhaltlichen Schwerpunkte des hessenweiten Verbundprojekts doch an vielen beteiligten Hochschulen in der Beratung und Unterstützungen von Lehrenden. Besonders zu neuen Lerntechnologien. So auch beim Teilprojekt an der Justus-Liebig-Universität Gießen, das die Hochschule gemeinsam mit Mitarbeitenden in der Studiengangskoordination und den Fachwissenschaften während einer von der Hochschulrektorenkonferenz organisierten Tagung vertreten hat. Die Konferenz „Digitalisierung weiterdenken – Künstliche Intelligenz in Lehrorganisation und Hochschulverwaltung“, die am 10. und 11. April 2024 in Karlsruhe stattfand, bot einen umfassenden Einblick in die Nutzung von KI in der Hochschulverwaltung und Lehrorganisation.

Die Veranstaltung startete mit der Eröffnung durch Tilman Dörr von der Hochschulrektorenkonferenz. Einleitende Worte und ein Vortrag von Prof. Dr. Moreen Heine, Universität zu Lübeck, über die praktische Anwendung und die Grenzen von KI bildeten den Auftakt und gaben einen guten ersten Einblick in die Thematik.
Während der Konferenz wurden in moderierten Gesprächsrunden und parallelen Foren verschiedene Aspekte von KI-Anwendungen diskutiert. Es gab verschiedenste Beiträge wie zum Beispiel KI in Studienverläufen helfen kann, individualisiert zu unterstützen, oder eine Einordnung was rechtliche Rahmenbedingungen betrifft.

Dr. Kinga Schumacher vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und Caroline Berger-Konen von der FernUniversität in Hagen führten durch das Segment „KI-Kompetenzen lehren und lernen“. Beide Referentinnen gaben tiefgehende Einblicke in die Lernplattform KI-Campus, die als zentrale Anlaufstelle für Bildungsangebote rund um Künstliche Intelligenz dient. Besonders inspirierend war der kollaborative Charakter des Projektes, der eine interaktive und gemeinschaftliche Lernumgebung überhaupt erst möglich macht. Diese Plattform vereint verschiedenste Online-Kurse, die sowohl grundlegende als auch spezialisierte Kenntnisse in KI-Kompetenzen vermitteln und dabei auf die Integration und den Austausch innerhalb der Community setzen. Insgesamt versucht das Projekt vorrausschauend und dynamisch zu gestalten und Anpassungen und Lehrangebote nah am aktuellen Zeitgeschehen zu entwickeln und umzusetzen.

Der Abschlussvortrag des ersten Tages von Prof. Dr. Armin Grunwald, der als Mitglied des Deutschen Ethikrates und Professor für Philosophie und Ethik der Technik am Karlsruher Institut für Technologie tätig ist, ordnete den Einfluss von KI auf menschliche Entscheidungsstrukturen ein. In seinem Beitrag „Künstliche Intelligenz: Förderung menschlicher Autonomie oder ihre Bedrohung?“ erörterte Grunwald, wie KI-Systeme sowohl die menschliche Autonomie unterstützen als auch untergraben können, insbesondere durch Entscheidungsfindungsprozesse, die möglicherweise nicht transparent sind oder unbewusste Vorurteile verstärken. Sein Vortrag unterstrich die Notwendigkeit eines ethischen Rahmens für die Entwicklung und Implementierung von KI-Technologien, der sicherstellt, dass diese Technologien dem Wohl der Gesellschaft dienen und ihre Freiheiten nicht einschränken.

Ein Höhepunkt des zweiten Tages der Konferenz war der Vortrag von Prof. Dr. Georg Borges von der Universität des Saarlandes über die bevorstehende KI-Verordnung der EU, bekannt als AI Act. Prof. Borges erörterte die regulatorischen Rahmenbedingungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die Hochschulverwaltung. Er konnte eindrucksvoll darlegen, wie der AI Act tiefgreifende Regulierungen vorsieht, die die Anwendung von KI-Systemen in akademischen Einrichtungen beeinflussen könnten. Trotz der vorgesehenen strikten Regulierung zeigte er auf, wie eine nutzernahe Implementierung von KI-Technologien möglich bleibt, indem er praktische Ansätze und Lösungen diskutierte, die den rechtlichen Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig innovative Anwendungen nicht zwangsweise erschweren müssen. Eine Balance zwischen Regulierung und bürokratisch aufwendiger Auslegung wurde kritisch diskutiert.

Die Konferenz schloss mit einer umfassenden Abschlussdiskussion, die ein Zukunftsszenario einer digital-intelligenten Hochschule entwarf. Hierbei wurde besonders betont, dass eine erfolgreiche Implementierung von KI-Systemen eine enge Zusammenarbeit aller hochschulischen Statusgruppen und Strukturen erfordert und dass politische sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen stets berücksichtigt werden sollten. Kooperationen innerhalb und zwischen Hochschulen müssen zukünftig weiter ausgebaut werden, um gemeinsam zukunftssicher den neuen Herausforderungen im Bildungssystem zu begegnen.

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